Musikverein Denzlingen e.V.

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Für ihn soll’s buntes Konfetti regnen

28. Dezember 2017 veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der Badischen Zeitung

Verfasser: Markus Zimmermann

Der Denzlinger Musikverein feiert mit seinem Stephanskonzert auch die 25-jährige Zusammenarbeit mit Dirigent Harald Aigeldinger.

 

DENZLINGEN. Eine goldene Dirigentenfigur – Ähnlichkeiten mit Hollywoods Oscar sind rein zufällig – steht auf der Bühne, über der Goldtaler blinken und vor der eine überdimensionale, goldene Zahl steht. Der Musikverein Denzlingen, der am zweiten Weihnachtsfeiertag zum Stephanskonzert ins Kultur- und Bürgerhaus eingeladen hatte, erlebt offensichtlich goldene Zeiten. Verbunden ist dies unübersehbar mit Harald Aigeldinger, der seit einem Vierteljahrhundert den Takt vorgibt und dem das Konzert gewidmet ist.

 Foto: Markus Zimmermann

Bevor er jedoch mit dem Hauptorchester seinen musikalischen Streifzug durch 25 Jahre gemeinsames Schaffen startet, verdeutlicht der Nachwuchs, worauf das goldene Zeitalter auch basiert. Die konsequente, Profis überlassene Ausbildung junger Musiker trägt seit vielen Jahren Früchte, der behutsame Aufbau lässt Zeit zum Reifen und das Jugendorchester unter der Leitung von Thorsten Hehn verkraftet so auch größere Umbrüche. Die sechs Stücke, die der Nachwuchs überzeugend präsentiert, leben von einer beschwingten Leichtigkeit, die auf großen Pathos – ein Charakterzug des gereiften Hauptorchesters – verzichtet. Nicht jedoch ohne auch hier schon die Bühne zu ebnen, sich als Ensemble wie als Solisten, Lukas Kailer am Xylophon und Katja Mattes mit dem Altsaxophon, Herausforderungen zu stellen, wie die von einer sich langsam entwickelnden Spannung lebende Komposition "MacArthur Park" unterstreicht. Man darf gespannt sein, was sich aus dieser Jugend entwickelt, auch wenn Fritz Dorsch nachdenkliche Töne anschlägt. Es fehle an Musikschülern, aber auch an geeigneten Lehrern, so der Musikvereinsvorsitzende. Hoffnung machen auch die Jungmusiker, die erfolgreich die Prüfung für das Leistungsabzeichen abgelegt haben.

Rund 200 bis 250 Stücke hat das Hauptorchester in der Ära Aigeldinger bislang einstudiert, so Moderator Rainer Lenz. Das Programm zum Jubiläum schlägt einen Bogen vom ersten gemeinsamen Stephanskonzert mit Oregon, einer musikalischen Reise durch Amerika mit dem Zug, über ein James-Bond-Medley, bei dem deutlich wird, dass der musikalische Leiter nicht nur einen Goldfinger, sondern ein goldenes Händchen hat, den Radetzky-Marsch für das traditionsbewusste Publikum, bis hin zum "Lord of the dance". Leichtere Kost mischt sich dabei mit höchst anspruchsvoller Speise, wie dem Medley mit Melodien aus dem Musical "Elisabeth", bei dem Dagmar und Johannes Wood als Sänger brillieren.

Foto: Markus Zimmermann

 

Ein ausgefeiltes Klangbild präsentiert sich in der gebotenen Vielfalt, zu der Ian Harrison mit seinen Dudelsackpfeifen ebenso beiträgt wie Jutta Gerber und Christine Frohnmüller aus den eigenen Reihen mit ihrem solistischen Querflöten-Duett. Es zeigt sich, auch über viele Jahre hinweg ist beim Musikverein nichts eingestaubt. Auch weil, so der musikalische Abschluss mit Sänger Rainer Lenz, bei allen Beteiligten "Music" – wie bei John Miles – nach wie vor die erste Liebe war, ist und bleibt. Dass das möglichst so weiter geht, unterstreichen die Musiker mit einer Einlage, bei der sie ihrem Dirigenten den Taktstock aus der Hand nehmen. Frei nach Udo Lindenberg besingen sie ihn mit "hinterm Notenpult geht’s weiter", zünden ein musikalisches und optisches Feuerwerk als Auftakt in weitere gemeinsame Jahre – symbolisch auch dafür, dass das Publikum des Musikvereins auf diese gespannt sein darf.

 

 

 Ehrungen: Goldene Ehrennadel des Bundes Deutscher Blasmusikverbände für 40 Jahre aktive Mitgliedschaft für Elvira Nübling und Jürgen Schlegel.

Leistungsabzeichen: Amelie Petri (Querflöte), Solveig Mentz (Klarinette) und Jonathan Karmann (Tenorhorn) in Bronze, Marius Ihle (Klarinette) und Oliver Schlegel (Altsaxophon) in Silber.

 

 

 

"Hört Finke auf, ist für mich Schluss"

22. Dezember 2017 veröffentlicht in der gedruckten Ausgabe der Badischen Zeitung

Verfasser: Markus Zimmermann

BZ-INTERVIEW mit dem Denzlinger Dirigenten Harald Aigeldinger, der seit 25 Jahren den Taktstock beim Musikverein schwingt.

 

 Foto: Markus Zimmermann

DENZLINGEN. Es sollte nur eine Interimslösung sein, doch die dauert mittlerweile 25 Jahre. Seit 1993 führt Harald Aigeldinger beim Hauptorchester des Denzlinger Musikvereins den Taktstock und so auch beim Stephanskonzert am 26. Dezember, dessen Programm auf dieses Jubiläum zugeschnitten ist. Mit dem Reutemer sprach Markus Zimmermann.

BZ: Fast ihr halbes Leben dirigieren Sie den Denzlinger Musikverein. Ist Musik Ihnen in die Wiege gelegt worden?
Aigeldinger: Ein bisschen schon, denn der Vater war in Reute schon im Musikverein. Als Jugendlicher war ich auch im Fußballverein, doch ab der C-Jugend war klar: Mit der Trompete klappt es besser als mit dem Ball.

BZ: Ein Leben lang Trompete – zu langweilig und deshalb der Griff nach dem Dirigentenstab?
Aigeldinger: Ganz und gar nicht, denn dass ich nicht im Orchester sitze, sondern vor ihm stehe, war Zufall. Am Erasmus-Gymnasium belegte ich die Leistungskurse Mathematik und Musik. Ein Freund riet mir, dass der Dirigentenkurs die ideale Vorbereitung für die Abiturprüfung sei, was sich dann auch bestätigt hat. 1985 übernahm ich die Leitung des Reuter Jugendorchesters. Und übrigens, seit 2010 spiele ich Tuba, das Instrument meines Vaters, von wegen ein Leben lang Trompete.

BZ: Wie kam es dann zum Dirigieren in Denzlingen?
Aigeldinger: Jürgen Nübling, der damalige Vorsitzende, bat Ende 1992, ob ich nicht "nur so bis Fasnacht" als Dirigent einspringen könne. Verlängert wurde das Engagement dann bis zum Bezirkskonzert im Mai, Juni 1993 und letztlich bis heute.

BZ: Erinnern Sie sich noch an das erste Stück, das Sie dirigierten?
Aigeldinger: Nein, das war irgendetwas mit Fasnacht. Sehr wohl jedoch noch an das erste Stephanskonzert 1993. Eines dieser Stücke werden wir jetzt auch wieder spielen. Das war mir fürs Jubiläum wichtig.

BZ: Wer stellt das Programm für diese Konzerte zusammen?
Aigeldinger: Das ist unterschiedlich. Meist haben wir ein Motto und wählen thematisch passende Werke. Dabei fließen meine Überlegungen und Ideen aus dem Kreis der Musiker zusammen.

BZ: Was ist bei der Programmgestaltung besonders wichtig?
Aigeldinger: Es muss passen und dabei meine ich, für das Publikum, das heterogen ist und entsprechend unterschiedliche Erwartungen hat. Aber auch für die Musiker, wobei ich die Zeit einkalkulieren muss, die zum Proben bleibt, als auch den Schwierigkeitsgrad der Stücke. Die Stücke dürfen nicht zu leicht sein, müssen Motivation sein, sich zu beweisen, dürfen aber auch nicht überfordern. Ein, zwei Werke sind immer dabei, bei denen wir an die Grenzen gehen. Wichtig ist auch Abwechslung, was wir seit Jahren mit Gesang machen und Stücken für Soloinstrumente.

BZ: Wie lange wird denn geprobt?
Aigeldinger: Seit der ersten Kulturwoche 2003 ist das unterschiedlich. Sind wir dort eingebunden, bleiben zwei Monate, ansonsten ein Monat mehr. Zugleich bietet die Kulturwoche die Möglichkeit, ein Projekt zu realisieren, das als Verein allein nie organisiert werden könnte. Für mich und die Musiker ist es wichtig, neben dem Musikverein-Alltag auch immer wieder anderes zu machen. So auch mit den Kirchenkonzerten, die für mich etwas ganz besonderes sind.

BZ: Bleiben da noch Wünsche des Dirigenten offen?
Aigeldinger: Naja, schön wäre auch einmal eine klassische Symphonie zu dirigieren, vielleicht ja eine Bläsersymphonie von Bruckner oder Mahler.

BZ: Haben Sie irgendwann ans Aufhören gedacht?
Aigeldinger: Ich prägte mal den Satz, wenn der Finke beim SC Freiburg aufhört, ist für mich auch Schluss. Seither hat der SC dreimal den Trainer gewechselt, ich habe schon den vierten Vorsitzenden beim Musikverein und bin immer noch da.

ZUR PERSON: Harald Aigeldinger

Der 51-Jährige stammt aus Denzlingens Nachbargemeinde Reute und lebt mit seiner Familie auch dort. Beruflich ist er am Rechenzentrum der Universitätsklinik Freiburg tätig. Musik ist das Hobby des Musical-Fans und Denzlinger Kulturpreisträgers 2015. Neben seinem Engagement beim Denzlinger Musikverein spielt er in Reute die Tuba, hilft dort gelegentlich am Dirigentenpult aus und ist Prüfer bei der Abnahme des Jungmusikerleistungsabzeichens.